Wir  kommen stark verbunden mit unserer Lebensenergie auf die Welt. Durch unsere Erziehung und die negative Bewertung unseres näheren Umfelds lernen wir Gefühlsqualitäten zu unterdrücken, die nicht akzeptabel oder unerwünscht sind. Wir lernen Anteile von uns wie Wut, Angst oder Schmerz wegzusperren. So blockieren wir immer mehr  von unserer ursprünglichen Lebendigkeit und Authentizität und entwickeln Schutzmuster, hinter denen wir unsere verletzten Seiten verstecken.

Liebesbeziehungen wollen uns dazu bringen, dass wir unsere unerledigten Kindheitsangelegenheiten klären und wieder “ganz” werden. Darin liegt ihr großes Potential zu Heilung und Wachstum.

Was uns am Anfang wie magisch an unserem neuen Partner anzieht, sind unsere eigenen fehlenden Anteile. Das gibt uns ein Gefühl von Einssein und eben Ganzsein. Denn in der Regel suchen wir uns Partner, die ganz konträre Lösungsstrategien für jene Bereiche entwickelt haben, wo wir als Kinder verletzt wurden.

Nach einiger Zeit des Kennenlernens sind wir so vertraut miteinander, dass wir uns nicht nur von unserer besten Seite zeigen. Die am am andern erst so anziehenden, uns ergänzenden Qualitäten begegnen uns nun in ihrem Schattendasein, worin sie für uns bedrohlich sind. Wir bekämpfen immer mehr die Andersartigkeit des Partners und fallen so aus der Wärme und Sicherheit der romantischen Liebe, wofür wir den anderen verantwortlich sehen: “Du bist schuld!”.  Mitunter verheddern sich Paare in einem Machtkampf darüber, wer richtig ist, bis zum Zerfall der Beziehung. Dann stellt sich die Frage, sich zu trennen oder einen Weg zu einer bewussten Beziehung einzuschlagen.

Wider der Vorstellung von Liebe als schönem Gefühl oder einem glücklichen Zustand ist Liebe viel mehr noch eine Tätigkeit, bei der wir verlässlich für den anderen und seine Welt da sind, ohne uns selbst dabei auf zu geben. Leider haben die meisten von uns kaum brauchbare Vorbilder für eine glückliche Beziehung in unserer Kindheit erlebt. Doch die gute Nachricht ist: Lieben können wir lernen.